Das Leben nach dem Tod - 2 -

Der Unternehmer begrüßte Meister Hein mit: "Guten Tag, Meister!". "Hallo!", gab Meister Hein an den Unbekannten zurück, "Wo drückt der Schuh?". Den Unternehmer interessierten Schuhe im Moment nicht. Auch sonstige Vorreden würden die Sache, um derentwillen er hier war, nicht fördern. "Ich möchte das ganze Objekt, Hof, Haus und die Werkstatt kaufen. Ich weiß, Ihre Geschäfte gehen nicht gut, und ich kann das Objekt anderweitig verwerten!". In Meister Hein schwirrten die Gedanken wie Schmetterlinge umeinander. Wohin mit der Familie, was anfangen, welcher Preis, das Geld wie anlegen, anderes Haus kaufen? So fragte er sehr direkt: "Was bieten Sie mir?"
Die Summe, die der Unternehmer bot, überstieg bei weitem die Vorstellungskraft von Meister Hein. Er, gewöhnt an Einkäufe von Leder, von Klebstoffen, Garn und allenfalls einer speziellen Nähmaschine für Schuhwerk hörte von einer Zahl, die seiner Meinung nach, für zehn Häuser gereicht hätte, einen Palast. oder eine ganze Fabrik. Ihm ging der Tevje aus "Anatevka" nicht aus dem Kopf: 'Wenn ich einmal reich wär' ...'. Und diese Summe sollte ihm nun bald gehören, wenn?
"Was wären Ihre Bedingungen?" - "Ich sehe, Sie denken mit!" lobte ihn der Unternehmer, "Sie müssten nur bis zum Monatsende mit Sack und Pack verschwunden sein!" Seine Stimme klang sachlich, vielleicht ein wenig lauernd, nein, sagen wir eher erwartend. Das Monatsende war in weniger als vier Wochen. Der Notar würde auch noch Zeit kosten, eine Wohnung musste gefunden und der Möbelwagen rechtzeitig bestellt werden. Uns seine Maschinen, das ganze Lager, die restlichen Aufträge - drei Wochen waren verdammt knapp. "Zu wenig Zeit!", sagte er dann so, wie er sein Leben lang drängelnde Kunden auf eine erträgliche Frist herunter gehandelt hatte. "Kaum!", sagte der Unternehmer. "Ich kann ihr Inventar verwerten. Dafür zahle ich nichts! Die Leute und den Lkw können Sie ja nun locker finanzieren. Sie brauchen sich nur um alles andere zu kümmern. Der Notartermin ist Montag um 11. Hier unterschreiben Sie!
Meister Hein besaß genug Lebenserfahrung, um nicht sofort zu unterschreiben. Er bedankte sich höflich für das Angebot, begleitete den Unternehmer mit einer Geste, die keinen Widerspruch zuließ, zur Tür.

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