Zeit-Myzel

Prolog
Die übermächtige Schwerkraft von uralten Sternen greift in den Kosmos und fängt die flüchtigen Seinsfäden des Lebens über die Millennien von ihrem Entstehen, bis in alle Ewigkeit. Zeit? Was ist Zeit, wenn es um einen Sog geht, der noch existieren wird, wenn es längst keine Welten mehr gibt und das Leben nur noch eine Erinnerung sein wird. Dann werden die Fäden des Daseins verknüpft und gelöst, versponnen und gewebt. Sie lösen sich auf und finden sich in einem immerwährenden Tanz zwischen Chaos und Ordnung zusammen.
Dies sind die Erlebnisse von Wetu Eleanor, der in den Strudel der Erinnerungen gerät.

Ankunft
Kann man zweimal sterben? - Im Ernst! Alles beginnt damit, dass ich eine belebte Straße überqueren will. Die Fußgängerampel zeigt "Grün". Ich erinnere mich an ein Quietschen und einen Schlag!
Als ich zu mir komme, muss ich die Luft anhalten, schwimme unter Wasser, sehe Licht über mir. Im letzten Augenblick stoße ich durch die Wasseroberfläche, atme rasch in tiefen Zügen.

Etwas zwickt mich, beißt und reißt, rasender Schmerz, Blutgeschmack. Dann endet die Vorstellung.
Wasser! Ich bin schon wieder unter Wasser! Wie tief? - Keine Ahnung! Irgendwo sehe ich verschwommen Licht - oben? Ich schwimme dem Licht entgegen. Die Luft anzuhalten wird immer schwerer. Ein Schwarm dickbauchiger Fische verharrt interessiert. Ich ahne, dass ich bereits einmal Opfer der Fresslust dieser Fische geworden bin. Doch diesmal werde ich nicht gefressen. Aber der Schwarm folgt mir in gleichbleibendem Abstand nach oben. Kurz darauf breche ich durch die Wasseroberfläche und japse endlich nach Luft.

Wie komme ich schon wieder ins Wasser? Soll das ewig so weiter gehen? So schnell es eben geht, kraule ich zum rettenden Ufer, lande im Schlamm und habe Mühe, aufs Trockene zu klettern. Ich stolpere über Wurzeln, wate durch knöcheltiefen Matsch und komme nur mit Mühe auf den etwas höher gelegenen, trockenen Waldboden, einer Mischung aus Sand und Kiefern-Nadeln, oder was ich dafür halte.

Ich erinnere mich an eine Welt voller Häuser, Straßen und Autos. Ich wurde angefahren, dann wahrscheinlich von gierigen Fischen gefressen. Jetzt stolpere ich - nackt? -, ja nackt, durch einen küstennahen Wald an einer kleinen Bucht entlang.

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