Schregg (Zeit-Myzel, Seite 26)

Prolog

Nachdem der riesige Flugsaurier irgendwo oben im Himmel verschwunden ist, schläft Tellerauge noch immer. Auch Fauch hat sich zurückgezogen und ruht vermutlich auch. Die Gefährten Wetus gehören offenbar zu den Wesen der Dämmerung. Wetu weiß sehr wohl, dass sein Leben von den speziellen Fähigkeiten seiner Weggefährten abhängt. Die Gefahren lauern im Wasser, im Wald, in der Luft und an Stellen und aus Richtungen, die er bloß noch nicht kennt. Wetu Eleanor nutzt die Zeit, um zusammen mit Wibra neue Riesenerbsen zu sammeln. Letztere hat ihm das riesige Schnabelwesen aus seinem Vorratsbeutel gestohlen. Außerdem braucht Wetu eine Kalebasse, um einen gewissen Vorrat an Wasser mit sich zu führen. Zum Beispiel hatten sie alle an diesem Nachmittag nichts zum Trinken, weil der augenblickliche Rastplatz an keinem Wasserlauf liegt. So jagen die Gefährten erst bei Einsetzen der Dämmerung. Wetu hat vor, erst in der Zeit danach seine Wanderung fortzusetzen. Sein vorrangiges Ziel ist, Menschen zu finden und Erfahrungen auszutauschen, bevor die gegenwärtige Sommerzeit zu Ende geht.

Schregg

Ich stelle mir die Riesenlibelle Wibra vor, wie sie ein oder zwei "Keulen", das sind die Früchte des Riesenerbsenbaumes, abknabbert. Sogleich höre ich Wibras vibrierendes Rascheln, das sie beim Fliegen erzeugt. Sie schwirrt über mich hinweg auf den Waldrand zu. Sie verschwindet zwischen den nahe stehenden Bäumen und ich habe Mühe, ihr so rasch zu folgen. Mehrmals muss sie umkehren, mir einen gangbaren Pfad im Unterholz suchen und zeigen.

Nach gut einer Viertelstunde habe ich einen der Riesenerbsenbäume erreicht, den Wibra für mich gefunden hat. Unverzüglich bearbeiten ihre Kieferzangen den dünnen Stiel. Dann fällt mir die Frucht vor die Füße. Keine zehn Schritt entfernt nagt sie bereits die zweite "Keule" ab. Auch diese landet so, dass ich sie bequem aufheben und in meinen Jagdkorb stopfen kann. Dieser Vorrat reicht! Ich sende das Bild eines Fisches zu Wibra, als Dankeschön. Zynisch, dass sie sich den Fisch selbst fangen muss! Wibra verschwindet im Gewirr der Bäume.

Mein Rückweg erweist sich als dornenreicher als ich dachte. Immer den Blick auf die vor mir schwirrende Riesenlibelle habe ich den Hinweg kreuz und quer durch das dichte Strauchwerk gefunden. Nun muss ich den Rückweg alleine suchen. Die allgemeine Richtung wird von der im Südwesten stehenden Nachmittagssonne bestimmt. Aber ich muss viele Umwege nehmen, weil die Büsche und Bäume nun mal nicht in Reih' und Glied angeordnet sind, sondern eine jede Pflanze den Raum weitgehend ausnutzt.

Ich kann schon unser Lager sehen mit dem zusammengerollten Tellerauge, als ich ein herab hängendes Geflecht an einem der Büsche berühre. Ein fürchterliches Brennen umfängt mich, als stehe der Wald in Flammen. Rötliche Dunkelheit senkt sich herab und die Welt versinkt.

Ich erwache in einem Garten mit geraden Wegen, gesäumt von roten, gelben, blauen Blumen. Niedrige Obstbäume mit appetitlichen Früchten stehen abseits. Ich liege auf einem Wiesenstück zwischen den Blütenbüschen. Ich stehe auf und trete auf den Weg. In der einen Richtung endet der Blick in einer weiten Landschaft mit Wegen und Wald. In der anderen Richtung landet er an einem riesigen Pilz.

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