Zeit-Myzel, Seite 38

Wir finden Wetu Eleanor, Fauch und Tellerauge in der auf den Wellen schaukelnden Sphäre Polyt. Wetu hat mit einem der Drachen, einer riesigen flugfähigen Echse, geistigen Kontakt aufgenommen. Sein hin und her gerissenes 'Ich' hat ihm eine unbestimmte Furcht vor sich selbst gelehrt. Dadurch erinnert er sich an den Kobold, den er bereits in einer Trance kennen gelernt hat. Bisher war er der Meinung, dass dies eine durch ein Pilzgift herbeigeführte Wahnvorstellung gewesen sei. Doch mehr und mehr stellt sich heraus, dass zumindest an der Warnung des Kobolds etwas dran sein muss. Rätselhaft bleibt auch die Rolle, welche die am Meeresgrund lebenden Kaulquappen spielen, die ihm Polyt bei einem Tauchgang unbedingt zeigen wollte. Die Riesenqualle meinte dazu, dass dies die Kinder der Elben seien. Elben?

Elben

Den Rest des Tages gönnten wir uns Ruhe. Polyt legte in dieser Zeit unsere erste von zwei zu vermutenden Wegstrecken zurück. Ich träumte von Drachen, die eine Sphäre zerfetzten und aufaßen. Fauch und Tellerauge übertrafen sich dabei, der Riesenechse einige gallertige Fleischstücke zu stibitzen. Sie schlangen alles hastig herunter und wurden dabei immer dicker und größer. Die bestohlene Riesenechse schrumpfte und verschwand schließlich ganz. Am Ende fiel das inzwischen riesige Tellerauge um und begrub mich unter sich. Ich bekam keine Luft mehr und geriet in Panik.

Als ich die Augen aufschlug, war es draußen schon dämmrig. Zwei große Augen blickten mir ins Gesicht. Ich war wohl im Schlaf von der Bank gerollt. Nun lag mir Tellerauge auf Bauch und Brust. Er versuchte, bei mir ein Augenlid aufzuklappen, vermutlich um nachzusehen, ob ich noch lebe oder um mich zu wecken. Tellerauge "musste" mal. Seine diesbezüglichen Bilder waren eindeutig.

"He, Polyt, könntest du uns bitte an Land gehen lassen!" - "Aber natürlich, das müsst ihr nur sagen" kam die prompte Antwort. Nun ja, Polyt verstand ja nur, was ich sagte. Fauch und Tellerauge verständigten sich durch Bildeindrücke - zumindest mit mir als Relaisstation. Nach ein paar Minuten hatte sich Polyt soweit an die Küste manövriert, dass wir die Sphäre verlassen konnten.

So gingen wir alle drei dringenden Geschäften nach. Ein schepperndes Geräusch erscholl aus der Öffnung der Riesenqualle. Da ich noch weitere Anweisungen geben wollte, watete ich durchs flache Wasser zurück und steckte meinen Kopf durch das Mann-Loch. Es schepperte nochmals. Polyt versuchte zu sprechen, aber es kamen nur abgehackte Worte aus ihrer Membran. Zusammengefasst verstand ich folgendes: 'Wenn ihr ausscheiden müsst, dann sagt mir das. Es wird mir ein Vergnügen sein, die Reste zu verdauen! - Ich lach' mich schlapp!' - "soso, sagte ich, du lachst uns also aus, weil wir 'stubenrein' sind?", sagte ich, während das Scheppern langsam leiser wurde. Statt einer Antwort löste sich aus der faserigen Mittelsäule ein Rüssel mit einem Büschel feuchter Fransen. Durch Pusten und Saugen bewegten sich die Fransen über Bank und Boden. Dadurch sammelten sie jedes Bisschen Dreck und Haare, kurz alles, was wir hinterlassen hatten. Respekt! - Das war sehr praktisch. Im nächsten Moment spritzte der Rüssel die Kabine mit klarem Wasser aus, gereinigt durch den Verdauungsapparat Polyts. 'Jetzt fehlte nur noch das Trockengebläse!', dachte ich bei mir. Kaum hatte ich dies gedacht, als sich in der Decke der Kabine eine Öffnung auftat, aus der ein scharfer Strahl frischer Luft austrat. "Ich kann einen Teil meines Antriebs durch die Kabine leiten." kam die Erklärung von Polyt. Ich war tief beeindruckt.

"Wir wollen jetzt jagen gehen", sagte ich, "wartest du hier, Polyt?"

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