Matthias oder eine Welt aus Liebe

Ich traf Matthias eines Tages auf einer einsamen Wanderung, die ich von Zeit zu Zeit unternehme, um allein zu sein, mit mir, meinen Gedanken und der großartigen Natur des Bergischen Landes. Er trug eine verbeulte Hose, Halbschuhe, die nicht nach Wanderschaft, gleichwohl aber ziemlich ausgelatscht aussahen, ein buntes Hemd und eine Jacke, deren verschossene Farbe nicht mehr auszumachen war. Nur seine grünen Wollsocken schienen vor Kraft und Farbe zu strotzen. Ein knorriger Wanderstab begleitete seine Erzählung im Takt seiner kräftigen Schritte. Wir sprachen über die Probleme unserer Welt, über fehlende Liebe und Raffgier. Ein Wort gab das andere. Und mit einem Male glitt das Gespräch hinüber in eine Story, die mir ein Traum zu sein schien:

Der Seespiegel warf mir das Grün des dunklen Waldes zu und mischte sein eigenes Braun darunter. Von links tanzten Sterne heran und hielten Abstand. Auftauchend störte ich ihren zitternden Weg. Wasserschleier gaben allmählich den Blick auf einen sanften, sandigen Uferstreifen frei.

Im Gegensatz zum Wasser war es hier oben warm. Die Füße auf dem feuchten Sand des Ufers, begann die Haut an den Schultern bereits zu trocknen. Eine Hütte schob sich in den Blick. Moos und Gräser aus ungezählten Jahren überwucherte das Dach, das sich in flachem Winkel auf die alten Holzwände stützte. Der Schlagschatten der Nachmittagssonne verbarg fast die Bewegung einer Frau.

Als sie in die goldene Helligkeit dieser Szene eintrat, verbargen die Träger ihrer Lederhose die Knospen ihrer Brüste. Ihre Beine und Arme wohlgeformt, das Gesicht edel, ihre Ausstrahlung erdrückend.
Grimmig blickte sie zu mir, der ich nackt da stand, ein wenig fröstelnd. Ihr Stimme klang herrisch: "Wer? ..." Sie ließ offen, was sie meinte. Ich spürte Gefahr, schlimmer, ich sah eine Bewegung auf dem See, dort wo vorher die Lichter getanzt hatten. Hitze wallte auf und strahlte uns an. Ihre absolute Ruhe und ihr stolz auf meine Stirn gerichteter Blick ließen mich ahnen, dass die falsche Antwort Vernichtung bedeutete, meine Vernichtung. Sie war selbst das Feuer, sie würde verzehren, was ich jetzt war. Mir wurde klar: Diese Frau war mächtig und der Eindringling in ihre Welt. "Gott" seufzte ich leise mehr aus Verzweiflung. "Sprich lauter, Fremder!" Ich verstand sie kaum in dem Tosen, das die näher rückenden Flammen auf dem See anregten.

Ich war immer ein jähzorniger Mensch gewesen. Störungen machen mich rasend, besonders, wenn mein Leben von einer klaren Antwort abhängt. Was hätten Sie an meiner Stelle getan, einen Bauch voller Wut? Ich jedenfalls schaute in das höllische Feuer auf dem See, breitete die Arme weit aus und schrie die wabernde Glut an: "Nieder ihr Flammen, schweigt!"
Die Feuersäule sank in sich zusammen. Glanzlichter tanzten in der Wärme des Nachmittags. "Na also!" entfuhr es mir. Meine Stimme klang nach leisem Triumph. "Ich warte, Fremder!"

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