Zeit-Myzel, Seite 9

Wetu Eleanor, ein junger Bursche mit schwarzem Haar und goldbrauner Haut, taucht aus einem See oder sogar aus dem Meer auf, rettet sich ans Ufer und erinnert sich daran, zweimal gestorben zu sein. Er überlebt, weil er sich in einem Busch eine Art Käfig baut und dort mit einem freundlichen, hundeähnlichen Wesen mit handtellergroßen Augen das Nachtlager und etwas unfreiwillig seine Beute teilt. Es hat einen Kampf mit einem räuberischen, etwa hahnengroßen Flugsaurier gegeben. Dessen Klauen haben Wetus linke Schulter durchbohrt. Tellerauge konnte die Wunden versorgen. Inzwischen ist Wetu im Besitz der Bauteile von Pfeil und Bogen. Diese hat er nach einer alten Erinnerung zusammen gebaut, wobei es mit dem Aufbau und der Flugstabilität der Pfeile noch hapert. Langsam verschwindet die Sonne im Westen.

Ein ruhiger Abend

Ich spüre meine Muskeln und meine lädierte Schulter und bin eigentlich reif dafür, es der Sonne gleich zu tun und schlafen zu gehen. Die Dämmerung ist tief und lässt mir nur wenig Zeit, noch für mein Nachtlager zu sorgen. Ich habe bereits in den Arbeitspausen an Bogen und Pfeilen für Material gesorgt und damit bereits ein Dach gegen größere Tiere auf unserem Käfig gebaut. Besonders eine sehr hohe Art Gras oder Riet gibt, soweit ich das erkennen kann, sogar Schutz gegen Regen. Allerdings ist der Himmel hier gestern und heute weitgehend klar gewesen. Neben den mir unbekannten Sternbildern sind mir einige weitere Eigenschaften dieser Welt aufgefallen. Sie haben mit diesem Himmel zu tun:

Das Blau ist hier außerordentlich tief mit einem Stich ins Violett. Ein offenbar nahe stehender Planet oder gar naher Fixstern ist auch tagsüber zu sehen. In meiner Erinnerung gilt dies dort, wo ich meine herzukommen, nur für den Mond. Und es gibt fast kein Abendrot.Selbst am Horizont behält der Himmel seine blaue Farbe wenn auch ein wenig blasser als direkt über mir. Dies ist bis gerade eben gut zu erkennen gewesen. Die kleine Bucht liegt nämlich ziemlich genau dort, wohin sich die Sonne ins Wasser gesenkt hat. Dadurch reicht der Blick tatsächlich bis zum Horizont. Dagegen leuchten die wenigen Wolken, die in den vergangenen Stunden hier vorbei gekommen sind, dermaßen stark, dass es weh tut, wenn man plötzlich nach oben schaut. Auch das kenne ich so nicht. Wenn ich ein erfolgreicher Kämpfer und Jäger sein möchte, werde ich mich an die extremen Helligkeitsunterschiede gewöhnen müssen.

Als ich mein "Nestmaterial" in unseren Wohnkäfig bringe und mir mein Plätzchen auspolstere, wacht Tellerauge endlich auf. Er reißt seine Schnauze auf und gähnt herzhaft, dann streckt er sich.
Ich halte die Äste auseinander. Er springt zu Boden und schaut sich um. Als er sich schüttelt, sieht es für mich so aus, als seien meine herumliegenden, neuen Sachen für ihn ein Graus. Doch dies ist ein Irrtum.
Was nun passiert, trifft mich völlig unvorbereitet, weil ich vorige Nacht nicht auf dieses Phänomen geachtet habe. In der Dunkelheit kann ich meine Werkzeuge, den Bogen, die Pfeile und die Steinsplitter, die Grasbüschel, Zweige und was sonst in der Umgebung herum liegt und steht genauestens sehen, so als herrsche gedecktes Tageslicht. Das Merkwürdigste fällt mir zunächst gar nicht auf.

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