Zeit-Myzel, Seite 76

Ich beschrieb also etwas genauer, wie ich mir die Sache vorstellte. Es sollte ein aus Seilen geknüpftes Netz sein, in das man sich hineinlegen konnte und bei dem er nicht einfach loslassen konnte. Dieses Netz sollte mit Schlaufen an seinem Hals hängen.

Nach dem Frühstück hatte sich Atros auf den Strand gelegt und ruhte sich aus. Ich ging mit dem Seil zu ihm und ließ es über meinem Kopf kreisen. Als die Echse nun aufstand, wurde mir doch mulmig zu Mute. Die riesige Masse über mir hätte mich leicht zerquetschen können. Ich warf also das Seil über den Hals, der dicker war als ich groß. Mit etwas Glück bekam ich beide Enden zu fassen, verknotete sie und hängte mich an die Echse.

Nun begann der Drache zu laufen. Beine und Füße stellten keine Gefahr dar für den Fall, dass ich mich loslassen musste, aber der Schwanz peitschte fast auf den Boden. Ich würde mich in so einem Fall seitlich aus dem Gefahrenbereich rollen müssen. Ich rannte, was ich konnte und der gemeinsame Start wurde zum Erfolg. Die mächtigen Schwingen rissen uns mit erstaunlicher Leichtigkeit hoch.

Mir zauste der Fahrtwind die Mähne und pfiff an dem Knoten meines Seiles. Ich dachte mit Bangen an die Landung. Auf keinen Fall konnte ich im ersten Moment der Bodenberührung schnell genug laufen. Ich zog also meine Beine unter und dachte intensiv an ein Bild, bei dem Atros noch schwebt mit mir in der Seilschlinge. Atros schien nicht zu gehorchen. Er flog in einem großen Bogen an eine ganz andere Stelle des Sees. Zu meinem Erstaunen gab es dort ein sehr langes Stück Strand und ich begriff, wie er sich die Landung dachte. Der Bursche hatte mehr Verstand, als ich ihm zugetraut hatte.

Sanft schwebte er zunächst über die Wasseroberfläche und erreichte in einem flachen Winkel die Landestelle. Er flog eine leichte Kurve und nun sauste der Strand unter mir dahin. Fast hatten seine Füße Bodenkontakt, als er die Flughäute und sich selbst steil aufrichtete und damit seinen Flug abbrach und auslief. Ich musste um mein Gleichgewicht kämpfen, um nicht mit Füßen oder Knien auf den Boden aufzuschlagen. Sein Lauf kam bald zur Ruhe, und ich konnte aus der Seilschlinge aussteigen.

Ich knotete das Seil auseinander und zog es von dem mächtigen Körper herab. Dann streichelte ich seinen Hals, wie man es bei Pferden gelegentlich machte, wenn sie ihre Aufgaben willig und gut erledigten. Atros klappte seinen Schnabel auf, dann wieder zu und startete erneut. Ich machte mich am Strand entlang auf den Heimweg.

Dort begegnete mir der Leopard Claras, der aber gleich wieder Kehrt machte. Seine Herrin war anscheinend beunruhigt, als Atros allein zurückkam. Mir wäre es im umgekehrten Falle genauso gegangen, wie ich zugeben musste. Immerhin hatte ich das Seil, so dass Talrin erst mal nicht fliegen konnte, solange ich unterwegs war.

Der Weg bis zur Hütte zog sich hin. Die Sonne hatte schon fast ihren Höchststand, als ich endlich wieder zu Hause war. Dort lag Atros seelenruhig im Wasser mit Talrin auf dem Rücken. Der Leopard wälzte sich im Gras und Clara bearbeitete Sehnen, die wir sowohl für die Kleidung als auch für unsere Jagdwaffen benötigten. Der Rest unserer kleinen Gemeinschaft war irgendwo im Dickicht und schlief wahrscheinlich.

Ich brachte noch einen kleinen Flugsaurier mit, der dumm genug war, mich anzugreifen und einen nicht allzu großen Alligator, der nicht rechtzeitig im Schilf verschwunden war. Es war schön, zu Hause zu sein!

Aufgeschrieben von Ekkard Brewig am 19. August 2007

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