Zeit-Myzel, Seite 98

Mit großen Augen schaute sie auf ihren männlichen Begleiter. Zeitweise knabberte sie kleine Steine los und leckte sie ab. Offenkundig mochte sie das Salz daran. Atros stampfte zu ihr hin und ließ sich neben sie plumpsen. Beide warfen ihre Köpfe zurück uns klapperten mit den Schnäbeln. Schließlich rieben sie ihre Hälse aneinander und legten abwechselnd den Kopf auf den Rücken des jeweils anderen. Einen Augenblick später schlossen sie die Augen und schliefen. "Schöne Aufpasser?!" brummte ich.

Wir standen in einem weiten Talkessel, in dessen Mitte sich ein Hügel erhob. Dieser Hügel mochte gut und gerne mehrere tausend Schritte lang und tausend breit sein. Zwischen seiner Ost- und seiner Südseite fehlte diesem Hügel ein Stück. Dort dampfte der von oben so deutlich sichtbare See. Von Zeit zu Zeit sprudelte er ein Bisschen. Im Augenblick befanden wir uns etwa auf der Kuppe des Hügels. Hier wuchsen viele Kräuter und ein wenig Gras. Alles in Büscheln mit Geröll rundherum. Wir leckten an den Steinen, aber ein Salzgeschmack war hier für menschliche Zungen nicht zu erkennen.

Unser Hügel besaß zum See hin einen sanften Abhang, dem wir alsbald folgten. Kurz bevor wir das Wasser erreichten, knirschte unter unseren Füßen eine dicke, weiße Schicht. "Kein Zweifel, das ist bestes Salz!" meinte Clara nachdem sie etwas gekostet hatte.

Als wir das Wasser fast erreicht hatten, hätten wir uns fast die Füße verbrüht. Die Salzkruste war hier trügerisch und lag auf einem heißen Untergrund.

Wir konnten gerade noch zurückspringen und uns auf kühleres Gelände flüchten. Auf unserem Weg zum See hatten wir die Wärme des Bodens auf die starke Sonneneinstrahlung zurückgeführt. Tatsächlich wiesen die tiefer gelegenen Teile auf der Südostseite des Hügels und besonders der Uferstreifen des kochenden Sees eine vermutlich vulkanisch verursachte ziemlich hohe Temperatur auf.

Das Seewasser konnten wir erst an einer anderen Stelle untersuchen. Es handelte sich um Salzwasser mit einer Temperatur, in die man nicht längere Zeit hineinfassen konnte.

Salz gab es also genug und Wärme auch. Der nächste Schritt war, eine Süßwasserquelle zu finden. Wir ließen Talrin bei den Drachen und wanderten zur Nordseite des Hügels. Dort stand lichter Hochwald. Durch diesen mussten wir recht lange gehen, bis wir den von oben sichtbaren Wasserlauf erreichten. Es handelte sich um einen klaren Bergbach von einer Breite, die man mit Anlauf überspringen konnte mit fetten, leicht sumpfigen Uferwiesen.

Das Wasser im Bach war sehr gut und vor allem kühl. Die vulkanische Aktivität schien sich auf den Südosten des Hügels zu beschränken. Mehrere Knochenfunde, Eierschalen, Federn und Fellreste zeugten von einer reichen Tierwelt. Die Jagd schien hier gesichert. Wir füllten jeder einen Lederschlauch, den wir mitgebracht hatten und beeilten uns, den Wald schleunigst zu verlassen. Ein paar Vögel flüchteten kreischend.

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