Riese der Lüfte (Zeit-Myzel, Seite 24)

Als es Mittag geworden ist, bewegt sich Tellerauge an meiner Seite wie in Trance mit geschlossenen Augen. Ich halte den nahen Waldrand im Auge. In der Ferne sehe ich einige eng beieinander stehende Büsche, in denen wir Rast machen können. Ich versuche die Bilder Wibras einzufangen. Nach einigen Versuchen kann ich die Büsche erkennen und zu den Baumkronen hinauf schauen. Als sich nirgends ein feindliches Lebewesen zeigt, steuern wir auf dieses Ziel zu. Der Küstenstreifen ist dort mehrere Hundert Schritt breit. Ich weiß zwar, dass damit ein Angriff durch räuberische Flugsaurier, sagen wir Drachen, droht. Aber die nahen Büsche und Bäume machen es nicht leicht, uns anzugreifen. Jedenfalls werde ich Bogen und Pfeile bereithalten.

Angekommen sammle ich dürres Gras und bereite allen ein bequemes Lager zwischen den Stangen der Büsche. Aus der Mitte muss ich eine solche Stange heraussägen, was mit meiner Steinsäge etwas Arbeit bedeutet. Schließlich ist das Lager fertig und ich befestige wieder meine Lederplane als Sonnenschutz, obwohl die Baumkronen diesmal die Sonne kaum durchlassen werden. Nach einem Donnerwetter sieht es heute nicht aus.

Tellerauge hat sich bereits zusammen gerollt und schläft. Fauch liegt vorsichtshalber etwas abseits im Gras. Sie lässt sich durch die Anwesenheit eines Tellerauges immer noch stark beunruhigen.

Ich esse etwas von dem Vorrat an Riesenerbsen. Dann strecke ich mich neben Tellerauge im Busch aus und schlafe ein Bisschen oder döse vor mich hin.

Mit einem Mal landet ein kleiner, grell gefärbter Vogel in der Nähe von Fauch. Die Farben des Vögelchens sind einer Wespe oder Hornisse nicht unähnlich, offensichtlich eine Warnfarbe! Ungeniert hüpft der kleine Kerl auf die große Katze zu, flattert auf deren Kopf und fängt an zu picken. Nach Kopf und Nacken folgt die Bearbeitung von Rücken, Flanken uns Schwanz. Ich habe noch nie gesehen, dass sich Fauch je auf den Rücken gelegt hätte, doch dem kleinen Vogel zuliebe tut sie es. Schnell und systematisch scheint der Vogel das Ungeziefer zu finden und aufzuessen. Dann ist Tellerauge dran.

Im Halbschlaf richtet er sich ganz nach den Wünschen des Vögelchens. Ich verstehe. Dieser kleine Nützling ist das Pendant eines Putzerfisches, der das Ungeziefer aus dem Pelz oder von der Haut tilgt. Am Ende ist auch meine Behaarung dran. Dass ich Läuse hätte, ist mir nicht aufgefallen. Gleichwohl scheine ich von meinen Kameraden einige Tierchen eingefangen zu haben. Nach einer halben Stunde bin auch ich entlassen.

Etwas Riesiges verdunkelt plötzlich für einen Moment den Himmel über uns. Der Schatten gleitet übers Meer und setzt auf unserem Küstenstreifen zur Landung an, setzt auf und läuft breit und riesig einige wiegende Schritte, die den Boden erzittern lassen. Eine so große, flugfähige Echse ist mir in dieser Welt bisher nicht aufgefallen. Wo halten sich derartige Exemplare bloß auf? Sie gleicht einem Flugzeug aus meinen Erinnerungen; allerdings ist ihr Körper gedrungener. Auffällig ist der relativ kleine Kopf, der mehr oder weniger ein Schnabelhalter ist. Der Schnabel ist lang und Spitz. Ich kann nur hoffen, dass uns dieses Wesen entweder nicht mag oder übersieht.

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