Schregg (Zeit-Myzel, Seite 27) Dessen grauweißer Stiel ist sehr dick und hat Löcher, die verglast erscheinen. Sein Hut hat eine braungrüne Färbung. Unter dem Hut schimmert hellgelbes Fruchtfleisch mit vielen kleinen Löchern, die für einen Röhrling charakteristisch sind. Ein besonders großes Loch am Boden sieht aus, wie ein windschiefer Eingang. Ein schwerer Vorhang bewegt sich träge im Wind. Diese Öffnung läuft nach oben spitz zu. Alle übrigen Löcher haben die Form von bauchigen Spalten. Da ich nun schon mitten auf dem Zugangsweg stehe, entscheide ich mich, den Bewohnern oder dem Bewohner des Pilzhauses einen Besuch abzustatten. Der Pilz erweist sich als doppelt so hoch, wie ich selbst. Als ich noch ein wenig unschlüssig vor dem Eingang stehe, höre ich von drinnen dumpf aber ansonsten freundlich eine Stimme, die so etwas wie: "Elpse-pni" sagt. Mit der Rechten schiebe ich den Vorhang beiseite und trete näher. An einem selbst geschnitzten Tisch mit vier knorrigen Ästen als Beinen sitzt auf einem ebenso urigen Stuhl das Zerrbild eines Menschen, den meine Erinnerungen als Kobold ausweisen: Kugelkopf, kugeliger Leib, übergroße Augen, verhutzelte Gestalt, kräftige Arme und Beine. Die Höflichkeit gebietet es nun, sich vorzustellen. Also verbeuge ich mich und spreche den ersten Satz in meinem Leben in dieser Welt: "Hallo! Ich bin Wetu Eleanor." Der Kobold schaut mich lange an. Mir wird mulmig. Das Märchen von Hänsel und Gretel kommt mir in den Sinn. Was, wenn ich jetzt gegessen werden soll? Nach langem Nachdenken weist der Kobold auf eine Art Hackklotz und brummt: "Hoog!". Die Geste ist eindeutig. Ich soll mich hinsetzen. |
Der Kobold steht seinerseits auf und holt zwei ausgehöhlte, kleine
Kürbisse und schöpft aus einem größeren dieser Art eine wasserhelle
Flüssigkeit. Er stellt beide "Becher" auf den Tisch. Er nippt an
seinem Getränk ich tue es ihm gleich. "Zum Wohl!", sage ich. "Zuuhm-woll", kommt die Antwort. Na, wenigstens eine Art Smalltalk
sollten wir hinbekommen. Aber es kommt ganz anders. In meinem Kopf
beginnen die Erinnerungen verrückt zu spielen, Bilder und Wortfetzen
bilden einen unaufhörlichen Strom von Eindrücken. Ich versuche durch
Kopfschütteln dem Wirrwarr Herr zu werden. Der Kobold schüttelt
seinerseits energisch den Kopf. Ein Bild erscheint von einer Art
Telefon, das Daten an ein anderes Telefon sendet. Der Wirrwarr in meinem Kopf versetzt mich in einen Zustand schläfriger Trägheit. Ich bin ohnehin machtlos gegen die Kräfte und Erfahrungen, die den Kobold offensichtlich auszeichnen. Ich fühle mich wie ein Kind, welches die Macht des Vaters bewundert, der scheinbar alles kann. Unversehens hören die verwirrenden Erinnerungsfetzen auf. Ich bin
hellwach. Der Kobold erzählt, und von Satz zu Satz sauge ich immer
aufmerksamer die seltsamen Dinge auf, die er mir zukommen lassen
will: |