Zeit-Myzel, Seite 45

Was ich hier tat oder tun sollte, war mir unklar. Ich spürte nur das befriedigende Gefühl, mein Ziel in Kürze zu erreichen. Ich stapfte also weiter über das verharschte Material unter meinen Füßen. Mit einem Mal senkte sich vor mir der Boden, und es wurde eine Mulde, nein besser ein tiefer Trichter im Eis sichtbar, das mit Nebel erfüllt war. Dadurch war es aus größerer Entfernung gut getarnt. Am Rande des Loches, ganz in meiner Nähe, waren einige Stufen zu erkennen, die nach unten führten. Ich entlud meinen Schlitten: Es waren zwei jener Flechtenfresser, die inzwischen tief gekühlt

Essen für mehrere Wochen bedeuteten. Ich trug sie ein Stück die Stiege herab und deponierte sie in vorbereitete Kammern im Eis. Dann schlug ich Pflöcke in das Eis zwischen den Kufen des Schlittens und sicherte mein Gefährt. Schließlich stapfte ich die Treppe vollends hinunter, was einige Zeit dauerte. Unterwegs sah ich eine ganze Reihe kleiner Löcher im Eis. Gelegentlich schwirrten kleine Flieger dorthin oder ließen sich in den Nebel gleiten. Nach einigen Dutzend Stufen lichtete sich der Nebel, und ich sah einen kleinen, dampfenden, fast kochenden Teich, neben dem ein dicker, riesiger Baumstamm in den Nebel hinein reichte und dort verschwand.

Ich wurde von einem guten Dutzend Augenpaaren beobachtet, darunter Telleraugen, Panther, schwirrenden Rieseninsekten - und Menschen … Als mich eine Nebelschwade einhüllte, fühlte ich einen leichten Schwindel und fürchte mich vor dem unvermeidlichen Sturz von der Treppe. Ähnlich wie in einem Traum fand ich mich plötzlich liegend wieder in einer Art dichtem Nebel, der mich ständig mit feinen Tröpfchen benieselte, die miteinander verschmolzen und in kleinen Bächen an mir herab liefen.

Es war sehr warm, im Gegensatz zu der Atmosphäre in dem Loch, in das ich soeben hinab steigen wollte. Ich hatte keine Schmerzen weder von dem Sturz, den ich ohnehin für einen Traum hielt, noch von den Schmorstellen des Blitzschlages vor - ja vor wie langer Zeit?

Ich betastete die Stellen am Ellenbogen und an der Ferse. Ich spürte keinen Schmerz, nicht einmal empfindliche, eben verheilte Stellen. Doch als ich versuchte, aufzustehen, stieß ich an die auf mich zu gewölbte, ledrige und feuchte Innenfläche eines runden Gegenstandes. Nach mehreren Tastversuchen fand ich mich gesund aber eingeschlossen in eine Art Lederei, das von außen gut gewärmt wurde. Ich war nackt und ohne jegliches Hilfsmittel, um mich selbst zu befreien. Also versuchte ich, auf mich aufmerksam zu machen, indem ich mich hin und her wälzte. Vielleicht waren ja Fauch mit ihren Krallen oder Wibra mit ihren gefährlich kräftigen Zangen in der Nähe. Da ich annehmen musste, dass mich dieses Ei gesund gemacht hatte, nahm ich weiter an, dass ich in der Nähe der kleinen, geflügelten Leute um Ailalailanaah und Suluainahlaah lag. Auf die Melodie "Hänschen klein" sang ich:

"A-ila lai lana ah
Sulu a in ahla ah"

und wiederholte den Gesang immer und immer wieder. Aber es kam niemand, um mich zu befreien. 'Wieso kann ich eigentlich hier drinnen atmen?' schoss es mir durch den Kopf.

Dieses Lederei musste schon einige, wichtige Eigenschaften haben, die es zu schade machten, um es einfach zu zerstören.

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