Zeit-Myzel, Seite 47

Das durch Jagd und Blitzschlag schwer verletzte Tellerauge ist verschwunden. Wetu Eleanor fand sich nach dem Blitz-Unfall in einer eiförmigen, ledrigen Hülle wieder, die seine Wunden heilte und ihn schließlich auf eine Waldlichtung entließ. Erst Fauch (die Panther-Dame) und später Schregg (ein riesiges Heupferd) führten ihn zurück zum Treffpunkt mit der Sphäre Polyt. Inzwischen war es später Abend. Das passte zwar zum Unfalltag. Wie viel Zeit der Heilungsprozess tatsächlich genommen hatte, blieb unklar.

Clara

Ich faltete mein Cape aus verschiedenen Tierhäuten zusammen und stopfte es in meine "Jagdtasche", die eigentlich mehr ein geflochtener Sack war, schulterte den Köcher mit den Pfeilen und meinen Bogen. Der Weg zum Strand war nur kurz und die Sphäre in der Dämmerung durch ihr wunderbares Farbenspiel prächtig zu erkennen. Unterwegs schnappte ich mir einen der fetten Hundertfüßler, der unvorsichtigerweise meinen Weg kreuzte. Er schmeckte - wie immer vorzüglich.

Ich watete ein paar Schritte durch das Flachwasser unter der Sphäre, bis ich die Öffnung erreicht hatte und stieg ein. Auf der Bank machte ich es mir gemütlich. Fauch war mir nicht ins Wasser gefolgt, sondern hatte den Weg zum nahen Wald gewählt. Sie war und blieb also vorläufig auch verschwunden, so dass ich den "Laderaum" Polyts für mich alleine hatte. "Was machen wir jetzt?" Polyts Sprechmembran erinnerte mich daran, dass ich sagen musste, was "wir jetzt machen". "Bitte fliege mich zu jenem Punkt, den ich dir bereits übermittelt habe, kurz bevor die Berge die Küste erreichen.", gab ich zur Antwort.

"Wenn Du Hunger hast, kannst du den Weg nach Norden auch teilweise unter Wasser nehmen." Statt einer Antwort trieb die Sphäre auf das freie Wasser hinaus und ging auf Tauchstation.

Wieder begann die groß angelegte Filtration des Meerwassers oder wahlweise des Meeresbodens. Zugleich diente das gefilterte und nunmehr nach hinten ausgestoßene Wasser als Treibmittel. Polyt erreichte auch unter Wasser ganz erstaunliche Geschwindigkeiten, bei denen ein U-Boot meiner Erinnerung Mühe gehabt hätte, uns zu folgen. Mir schien es sogar so, dass der Vortrieb unter Wasser für Polyt einfacher war als in der Luft.

"Du kannst den Weg zu Wasser oder in der Luft wählen, wie es dir am besten passt" sagte ich. Die Stielaugen Polyts machten einen kleinen Knicks und zogen sich dann zurück. Offenbar hatte sie noch mehr Sehorgane, denn sie hielt die vorgegebene Richtung ein, wie ich am gleichmäßigen Rand des Schelfs zu erkennen glaubte. Im Grunde war es mir auch gleichgültig, wie Polyt mein Ziel erreichte. Ich beobachtete noch eine Weile das vorbei treibende Wasser in dem sich gelegentlich Schwärme verschiedener Fische tummelten. -

Im nächsten Augenblick weckte mich helles Tageslicht und ich sah, wie sich der Strand näherte und schließlich Halt machte. "Wir sind da!", plärrte Polyt, "aussteigen!". Durch die sich auftuende Öffnung wehte eine kühle Brise. Ich packte meine Sachen und sprang ins seichte Wasser.

Ich hatte keine Vorstellung, ob sich die Landestelle durch irgendetwas gegenüber den anderen, mir bekannten Küstenstrichen auszeichnete. Das einzig Besondere war, dass gleich hinter dem Wald die erste von einer Reihe tief gestaffelter Bergkulissen aufragte.

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