Zeit-Myzel, Seite 51

Der Weg führte Wetu Eleanor nun von der Küste weg ins Landesinnere. Dort war ein Fortkommen am Boden nicht oder nur an wenigen Stellen möglich. Der dichte Bewuchs am Boden ermöglichte aber in einer gewissen Höhe eine Zone, wo man kletternd und hangelnd vorankam. Wetu traf unter anderen auf zwei Probleme: Durst und Schutz in der Dunkelheit. Wie lückenhaft der Schutz war, den er sich gesucht hatte, zeigte eine kleine Viper, die sich in sein Lager zu stehlen versuchte. Wetus Angst vor dem Biss der kleinen Schlange war mindestens so groß, wie die Furcht der Schlange, von Wetus Griff erwürgt zu werden. In der Auseinandersetzung mit dem kleinen Reptil wurde Wetu vom Trugbild einer jungen Frau genarrt, die sich Clara nannte. Andererseits verdankte Wetu dieser Clara das Wissen um die Trinkfrüchte.

Regentag

Hier, am Fuße des gewaltigen Bergmassivs, war es bei Regen deutlich kühler, als an meiner "Landestelle" weiter südlich. Ohne die Tierhäute, die ich jetzt ständig trug, war es bereits zu kalt. Der Regen fiel hier öfter und brachte zusätzliche Abkühlung.
Dies war erst der zweite Tag meines Weges ins Landesinnere! Doch mein Wunsch, voran zu kommen, scheiterte an den nassen Ästen, Zweigen und Lianen. Weder Füße noch Hände fanden irgendeinen sicheren Halt. Immer wieder rutschte ich ab und konnte meinen Schlafplatz nicht verlassen. Der feine Regen erzeugte ein durchdringendes Dauerrauschen an den Blättern der vielen Pflanzen. Die dicke Wolkendecke hüllte meine Welt in ein trübes Dämmerlicht. Ich schätzte mich glücklich, dass es mir gelungen war, einige Häute so über mir zu befestigen, dass ich es unter diesem Dach trocken hatte. So hockte ich in einer notdürftigen Hütte, ließ meine Beine baumeln und hing meinen Gedanken nach:

Ich war hier, weil ich "die Menschen" suchte. In einem Traum hatte ich eine Art Luftbild gesehen. Dort gab es, von hier aus gesehen östlich gelegen, einen kleinen See. An dem See stand eine Hütte, die von Menschenhand gezimmert aussah. Eine ähnliche Behausung war das Domizil eines Knaben und dessen Mutter. Das Riesenheupferd Schregg hatte mich einmal mental zu einer dramatischen Hilfsaktion entrückt. Ich konnte die verletzte Mutter verbinden lassen und veranlassen, sich zurück in die Hütte zu schleppen. Ein Tellerauge, vor dem sich der Knabe schrecklich fürchtete, konnte ich bei der Aktion veranlassen, mit gekauten Heilblättern zu helfen.

Ich fühlte mich schuldig an den Verletzungen und dem möglichen Tod Tellerauges. Ich war es, der nicht für den Fall eines heftigen Gewitters vorgesorgt hatte. Der Unterstand war viel zu "luftig" und stand zu frei, um Schutz zu bieten. Jetzt waren Tellerauge, Schregg und Wibra nicht mehr bei mir und ich sehnte mich doch so sehr nach diesen Gesellen, obwohl mir die enge Verbindung von verschiedenen Arten Sorge machte.

In meinem Versteck lebte ich in einer grünen Kugel, deren Radius durch die miserable Sichtweite bestimmt wurde. Es dürften so zehn Schritt in jede Richtung sein, dann verstellten Blätter, Zweige und Stämme jeden weiteren Blick.

Ich bekam einen gewaltigen Schreck, als sich ein riesiges Heupferd in einiger Entfernung niederließ und auf einem schwankenden Zweig herumtrippelte. Mein Gefühl sagte mit, dass dort nicht irgendeine Heuschrecke, sondern Schregg gelandet war. Ein weiterer Sprung, dann saß Schregg auf einem Ast direkt neben mir und versuchte, nicht herunter zu fallen. Der Moment der Unsicherheit ging schneller vorüber, als ich ihn überhaupt hatte wahrnehmen können.

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