Zeit-Myzel, Seite 60

Übrigens hat Fauch Dich durch den Tunnel der Elben und mit deren Hilfe zu dem Baum der heilenden Blätter geschleppt.

Du musst wissen, dass Telleraugen in dieser Welt die natürlichen Feinde aller Katzen und aller "kleinen Leute", besonders der Elben, sind. Ohne dein Bewusstsein rühren Elben keinen Finger und Katzen keine Kralle zur gegenseitigen Rettung.

Ich bin nicht zufrieden damit, wie du den armen Atros an seiner natürlichen Funktion hinderst, die Sphären gelegentlich zu verspeisen." Als ich zum Protest anhob, fuhr der Kobold etwas bestimmender fort: "Die Sphären vertilgen unter Wasser ganze Lebensgemeinschaften. Mit einem Wort: sie sind gefräßig! Bei Nahrungsmangel futtern sie auch schon mal die Kinder der Elben. Also", sagte er streng, "lass deinen Freunden ihre Freude an ihrem Futter! Du kannst nicht die Maßstäbe anlegen, die vielleicht in deiner von Menschen geplünderten Welt gegolten haben. In einer natürlichen Welt gibt es keine überhand nehmende Spezies. Das wirst du noch erleben. Das mag bitter sein für dich persönlich. Denke an meine Worte: 'In dieser Welt ist seit undenklichen Zeiten alles aufeinander abgestimmt, und damit ist diese Welt gut'. Ich hatte dich bereits gewarnt: Du selbst bist am Ende derjenige, der an seinen Eingriffen leiden wird. Denke einfach, du sollst das Gleichgewicht dieser Welt bewahren. Dann fällt es dir leichter insbesondere das Vergehen genauso zu akzeptieren, wie das Werden. Dass du mit Würde und für andere leiden kannst, habe ich zu meinem Erstaunen bemerkt. Insofern hast du in diese Welt auch ein paar sehr nützliche Erinnerungen mitgebracht, die dir dereinst mehr helfen werden, als deine Werkzeuge und Waffen."

Damit erhob sich der "Weise der Welt", reichte mir zum Abschied die Hand, wie ich es in meiner Erinnerung gewöhnt war. Wir verabschiedeten uns. Er begleitete mich zum Ausgang und zog den Vorhang zur Seite.Ich trat in die Dämmerung des späten Abends.

Als ich mich umschaute, blickte ich auf die herab hängende Liane, an der hängend ich ins Moos gesprungen war.
Schregg hockte weit über mir und kaute irgendwelche Blätter. Hatte er mir wieder geholfen, in die Realität zurück zu finden?
Entschlossen marschierte ich auf die gegenüber liegende Seite der Lichtung zu. In der Mitte stand einer jener Bäume mit heilenden Blättern. Der Himmel mochte wissen, unter welchen Bedingungen sie sich öffneten und ihr heilendes Werk begannen, dessen Ergebnis ich am eigenen Leib erlebt hatte. Wahrscheinlich musste man schon fast tot sein und einen guten Freund unter den Pflanzen haben. Was mochten Pflanzen für Vorteile haben dadurch, dass sie relativ große Wesen, die noch dazu Pflanzen aßen - mich zum Beispiel - vor den Folgen übler Verletzungen zu bewahren?

Außerdem behinderten sie den ansonsten unglaublich dichten Bodenbewuchs in einem beachtlichen Umkreis und ließen allenfalls das dicke Moos unbehelligt, das meine Landung so weich gemacht hatte. Alles hatte mir der Kobold nicht erklärt, das war sicher!

Für die herein brechende Nacht brauchte ich baldmöglichst ein Lager. Ich kramte aus meinem Bündel die Steinaxt heraus. Damit schlug ich mir aus dem nahen Unterholz einige geeignete Stöcke heraus und band sie so an den Baumstamm, dass sie zusammen mit diesem einen schrägen Käfig bildeten.

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