Zeit-Myzel, Seite 79

Quer dazu verflochten die Drachen viele dünnere Zweige und füllten die Zwischenräume mit dem Sand-Schlammgemisch vom Strand. Die beiden schufteten und schufteten unermüdlich. Keiner stand dem anderen nach, und es sah fast so aus, als könnten Drachen von Natur aus Nester bauen, so geschickt füllten sie meine Bild-Befehle mit Inhalt. Sie hatten sogar Schilf abgezwickt und zu einer passenden Matte für einen Fußboden verwebt. Clara hatte darunter und darüber je eine dicke Lage aus trockenem Gras ausgebreitet. Damit hatten wir ein recht komfortables Lager für die kommende Zeit.

Es war nicht zu erkennen, wer von ihnen Atros sein könnte. Als die Hütte wieder stand, dachte ich laut: "Atros, nicken!". Beide Echsen nickten. "Danke ihr beiden!". Wieder wippten die Schnäbel der Giganten. Ich muss dazu einflechten, dass ich meine Vorstellungen normalerweise "leise" dachte, so dass keines der Tiere reagierte. Wenn ich hingegen "laut" dachte, dann folgten die Tiere oder antworteten z. B. durch eigene Bilder.

Wie es aussah, hatten wir zwei Drachen namens Atros in unserer kleinen Gesellschaft. Wenn ich nicht solche Kopfschmerzen gehabt hätte, wäre ich den Riesen gar nicht mehr böse gewesen; denn sie hatten nur etwas ganz Natürliches getan. Wahrscheinlich war es sogar so, dass Drachen prinzipiell sehr vorsichtig miteinander umgingen und eher die Kooperation suchten - wahrscheinlich auch bei der Jagd.

Mich beschäftigte nur die Frage, wo sie das menschliche Opfer gefunden hatten. Denn Drachen können nicht in die Wälder eindringen.

Die nächsten drei Tage verbrachten wir damit, unsere Werkzeuge und Jagdutensilien zu reparieren oder wieder herzustellen. Die Drachen ließ ich in der Zeit ein spezielles Gras sammeln, aus dessen Fasern man Seile und Netze machen konnte. In kurzer Zeit hatten wir einen großen Vorrat. Mit ihren Schnäbeln knabberten sie solange auf den Gräsern herum, bis nur noch die Fasern übrig blieben. Die Weichteile in den Stängeln aßen sie einfach. Dass die Flugechsen Pflanzliches aßen, wusste ich bereits von den Riesenerbsen. Dass sie auch Teile von Gras vertilgen konnten, war neu.

Clara, Talrin und ich verdrillten nun diese Fasern zu langen Seilen möglichst gleicher Dicke. Daraus knüpften wir Netze, fast Beutel, in die wir uns bäuchlings legen konnten. An diese Beutel machten wir jeweils zwei große Schlaufen.

Ich stellte mir 'laut' vor, wie die Drachen ihren Kopf, den Schnabel voran, durch diese Schlaufen steckten und uns dann mit in die Luft nahmen. Folgsam aber vorsichtig steckten die beiden Riesen erst ihre Schnäbel dann Kopf und Hals durch die Schlaufen und ließen sich gewissermaßen einschirren. Sie schüttelten sich sogar, damit das 'Zaumzeug' richtig saß. Schließlich war Talrin der Erste, der in so einem Netz mitfliegen durfte. Allerdings kam er beim Start unter die Wasseroberfläche und musste für einige Sekunden die Luft anhalten. So wurde er beim Start, wie bei der Landung richtig nass. Denn diesmal - und mit der leichteren Nutzlast - startete der betreffende Saurier vom Strand aus durch das Wasser und landete schließlich auf die gleiche Weise. Die Sache funktionierte einwandfrei zumal niemand von uns wasserscheu war. Wir konnten alle tauchen. Solange es so warm war, wie bisher, waren keine Probleme zu erwarten, im Wasser zu starten und zu landen.

Sogar Clara gewann nach ein paar Versuchen richtig Freude an der Fliegerei.

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