Zeit-Myzel, Seite 82

Den leichten seitlichen Bogen, den ihre Flugbahn beschrieb, glich Clara mit traumwandlerischer Sicherheit aus. Ich war erstaunt über die Durchschlagskraft dieser Projektile.

Wir mussten fünf Mal den Weg von unserem Lager am Strand gehen beziehungsweise klettern, bis wir alles in unserem "Fried", wie ich unser neues Versteck nannte, untergebracht hatten. Der voll gestopfte Käfigbusch ähnelte wirklich dem Wehrturm einer Burg, der in der Sprache meiner Erinnerung "Burgfried" genannt wurde. Die Menge unseres Hausrats nahm bedrohliche Ausmaße an, gemessen an dem, was wir noch vorhatten.

Für unsere Tiere schlugen wir Gänge zu einigen weiteren, meistens kleineren Käfigbüschen. Alle Wohnungen dichteten wir mit Reetgras gut gegen Regen ab. Unser Käfigbusch bestand aus drei Etagen: oben Ausguck, Mitte wohnen, unten Vorräte und Geräte.

Ferner hatten wir die Möglichkeit entdeckt, auf einen der Riesenbäume zu klettern und so Sichtverbindung zu halten zu unserer alten Hütte am Strand.

Nach unserer Flucht dauerte der Friede genau eine Nacht und einen Tag. Bei Anbruch der Dämmerung trafen "die Anderen" ein. Die kleine Gruppe bestand aus Einer Frau, die Claras Mutter hätte sein können, einem Mädchen, deutlich jünger als Clara und zwei jungen Männern, die wahrscheinlich Söhne der Frau waren. Die Männer waren jünger, als jener Mann, den Talrin beschrieben hatte, wenn auch nicht viel.

Ich ließ Talrin auf die kleine Gruppe hinunter schauen. Das Tellerauge Claras verstärkte die Bilder, dass er gut sehen konnte. Doch er schüttelte den Kopf. Es musste also noch einen Mann geben. Das bedeutete möglicherweise, dass auch diese Familie dort unten bedroht war und verfolgt wurde. Alarmiert durch die Hütte, spähten sie in alle Richtungen auch zu uns hoch in den Baum. Aber offenbar sahen sie uns nicht. Gleichwohl traten wir den Rückzug an und ließen nur das Tellerauge als Beobachter zurück.

Wir berieten, was wir tun sollten. Die Verstärkung unserer Gruppe wäre natürlich nicht übel gewesen. Doch Clara fürchtete sich. Auch Frauen konnten ihr gefährlich werden. Wir mussten einfach viel mehr von diesen Leuten wissen. Verwandte von Clara waren es jedenfalls nicht. Wenn ich in meinen Stammeserinnerungen kramte, kam mir die Frau bekannt vor. Plötzlich breitete sich vor mir eine Erinnerung aus:

Diese Frau war Jakat, eine entfernte Verwandte von Larkals Mutter. Ihre Kinder kannte ich gut. Allerdings hatte ich sie jünger in Erinnerung. Plötzlich wurde mir auch klar, wer das Opfer des einen unserer Drachen war: Hanak Bennos, der Mann von Jakat und Vater der drei Kinder. Ein Teil von mir war plötzlich Hanak und ich wollte zu meiner Frau und den Kindern. Ich berichtet Clara kurz von diesem Erlebnis und erklärte ihr, dass ich mit der Familie sprechen wollte.

Widerwillig nickte Clara. Ich ließ alle unsere Tiere wissen, was ich vorhatte, und mit meinem Tellerauge an der Seite kletterte ich aus dem Dickicht zum Strand hinunter. Mit einigem Getöse landeten unsere Drachen im Wasser vor dem Strand und wackelten mit ihren Schnäbeln. Alle vier Personen blickten in Richtung dieser Giganten und wendeten sich in Richtung des Buschwerks und der Bäume.

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