Zeit-Myzel, Seite 87

Im nächsten Augenblick schlang sich eine "fallende Schlange" um seinen Körper. Talrins Schrei war wohl mehr der Tatsache zu verdanken, dass die Schlange seine Lunge zusammenquetschte. Glücklicherweise waren unser Telleraugen zur Stelle und zerbissen die Schlange in drei handliche Teile.

An diesem Abend erwies sich Talrin als ausgesprochen ergiebiger Köder. Denn schon wenig später wurde er von einem großen Insekt angegriffen, wie ich es hier noch nie gesehen hatte. Wir waren inzwischen einem von Claras Pfaden gefolgt. Das Tier war eine Art riesengroßer Hirschkäfer, der sich im Dickicht seitlich von uns verborgen hatte. Als der Knabe geduckt und vorsichtig an ihm vorbei zu schleichen versuchte, griff er blitzschnell zu, und versuchte den Jungen in sein Versteck zu zerren. Tagon konnte Talrin festhalten, bis die Telleraugen den Riesenkäfer getötet hatten. Im Geiste ließen mich die Telleraugen an ihrem Mahl teilhaben. Scheinbar betrachteten sie genau diesen Käfer als ihre Beute. Was genau dahinter stand, war mir unklar. Möglicherweise war das Kerbtier entweder für Menschen giftig oder ungenießbar. Nach kurzer Beratung mit meinen menschlichen Begleitern, überließen wir den Telleraugen den riesigen Käfer. Mit Wohlbehagen und lautem Knacken ließen sich die Beiden ihre Beute schmecken.

Während die Telleraugen noch mit dem Käfer beschäftigt waren, schlich sich eine Made von der Größe eines kleinen Autos an Jakats Jüngsten, Zitrok, heran. Ich hätte nicht zu sagen vermocht, ob dieses Biest jagdbar oder essbar war. Aber Zitrok wusste genau, was zu tun war. Er richtete seinen Pfeil genau auf den aufgesperrten Mund, als dieser zubeißen wollte. Der massige Körper erstarrte in der Bewegung und rührte sich nicht mehr. Mit diesem Riesen hatten wir sicher genug Nahrung für die nächsten Tage, wie mir Tagong versicherte.

Seine Brüder nickten. Also traten wir den Rückzug an, der sich mit der Last unserer Beute als recht mühsam entpuppte. Vor allem die Riesenmade blieb fortwährend in der Enge des Pfades hängen.

Als wir es schließlich geschafft hatten, futterten die beiden Drachen den kleinen Flugsaurier, der beinahe Talrin verletzt und sein Cape zerfetzt hatte, und zwei Stücke der zerbissenen "fallenden Schlange". Der Rest der fallenden Schlange ernährte uns fünf Männer und die beiden Frauen allerdings mehr als reichlich, zumal wir ja auch noch Beeren und Teile der Riesenerbsen zu essen hatten. Die Frauen machten sich noch in der Nacht daran, die Made auszunehmen. Ähnlich wie die großen Hundertfüßler schmeckte ihr Fleisch sehr delikat. Allerdings musste man ihren Magen und ihre Gedärme möglichst schnell entfernen, denn deren Verdauungssäfte zerstörten kurz nach dem Tode die Darmwände und machten das ganze Innere ungenießbar.

Es bleibt nachzutragen, dass die Frauen während unserer Jagd ebenfalls auf Jagd gegangen waren. Allerdings war ihre Beute nicht sehr beweglich. Sie hatten weibliche Glühwürmer eingesammelt und an die Decke gehängt. Dort tauchten sie die ganze Hütte in ein weiches, grünliches Licht, so dass wir arbeiten konnten.

Die Abfälle haben die Drachen schließlich auch noch gefressen. Für die Hundertfüßler blieb diese Nacht nichts übrig außer ein bisschen herab getropftes Fett. Unsere großen Katzen, hatten noch ihre eigene Jagd und legten sich schnurrend zu unseren Füßen, als alle Arbeit getan war. Ihr feuchtes Fell verbreitete den intensiven Geruch von Raubtieren, worauf Talrin anmerkte: "Es stinkt!". Schließlich gewöhnten wir uns daran. Bei der kühlen Wetterlage und dem Nieselregen hatten sich die Telleraugen in Jakats Hütte eingeladen. Claras fallende Schlange Zar ringelte sich auf den Raubkatzen zusammen und "schluckte Wärme", wie Clara dies nannte.

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