Talrins kleine Viper raschelte gelegentlich in den Ecken. Ich war ihr dankbar für alles, was sie uns an gefährlichen Kleintieren vom Leibe hielt.

Aufgeschrieben von Ekkard Brewig am 22. September 2007

Strategie, Zeit-Myzel Seite 88

Nach dem Tod von Hanak. und nachdem uns der Jäger Lohaman verlassen hatte, bestand unsere Gruppe nun aus folgenden Personen:

  • Clara Eleanor, der Mutter von Talrin,
  • Talrin, dem Sohn Claras und Larkals
  • Jakat Leonir, der Witwe von Hanak, Mutter folgender Jäger
  • Tagong Manman, dem ältesten,
  • Helun Glisset, dem zweiten,
  • Zitrok Bollug, dem jüngsten Sohn von Hanak und Jakat
  • und mir, Wetu Eleanor.

Clara, Talrin und ich galten bei den Stammesgenossen als gefährliche Woschats, denen man gemeinhin misstraute, weil sie mit den Geistern des Waldes und der Lüfte in Verbindung standen. Tatsächlich konnten wir Kontakt zu Tieren aufnehmen und mit ihnen gemeinsam jagen oder arbeiten. Bei der Jagd mussten wir erfahren, wie gefährdet das einzige Kind unter uns war. Kürzlich hatten wir die Made eines der größten Insekten unserer Welt erlegt - fleischliche Nahrung für viele Tage! Ohne unsere Jäger wäre der Erfolg auf der Seite der Made gewesen. Ähnlich schlechte Chancen dürfte Talrin haben, wenn uns fremde Raubkatzen angriffen. Die feindliche Umwelt zwang uns, nur in Gruppen zu jagen, wobei wir wahrscheinlich auf die Hilfe "unserer Tiere" angewiesen waren.

Immer wieder musste ich meine Erinnerungen aus einer anderen Welt zurückdrängen: Dies hier war die reine Natur, in der ein Mensch nichts anderes war als Nahrungsgrundlage für andere.

Meine Stammeserinnerungen taugten allenfalls als Rezepte, dieses Leben zu bewältigen. Im Übrigen waren sie von einem mir unverständlichen Geisterglauben geprägt. Ich konnte nach den Erfahrungen bei heftigen Gewittern und dem doch recht sinnreichen Verhalten Claras nicht umhin, seine Nützlichkeit anzuerkennen. Aber das komplette Fehlen jeglicher rationaler Begründung machte mich jedes Mal wütend. Clara rügte mich in diesen Fällen als bösartigen Dummkopf. Hätte sie dabei nicht den Kopf geschüttelt und gelächelt, ich hätte sie erwürgen können.

Bei unseren Jagdunternehmungen erwischte ich mich inzwischen dabei, wie ich Tagong Manman die Führung überlassen musste. Trotz aller krauser Überzeugungen wussten diese Menschen mehr über Pflanzen und Tiere, deren Verhalten und ihre Verwertung als ich. Meine Erinnerungen aus einer technischen Stadt-Zivilisation taugten hier gar nichts. Leider konnte ich meine eigenen Stammeserinnerungen nicht schnell genug umsetzen, um damit Erfolge zum Beispiel bei der Jagd zu erringen.

Inzwischen hatte sich der Nieselregen des Vortages in einen eiskalten, heftigen Dauerregen verwandelt. Ein frischer Nordwind ließ die Büsche wanken und die Blätter rauschen. Es blieb dämmrig, obwohl der Tag schon lange angebrochen war. Wir hockten in den Hütten, bearbeiteten unsere Werkzeuge und Jagdutensilien. Gelegentlich machten wir uns etwas zum Essen. Nur schleppend hielten wir unsere Gespräche in Gang. Wir erzählten uns unsere Geschichten wieder und wieder. Immer neue Erinnerungen tauchten auf. Jagdabenteuer wurden ausgetauscht und wir sprachen die verschiedenen Lebewesen an, die man essen konnte, oder die man besser meiden sollte.

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