Zeit-Myzel, Seite 90

Wir saßen dicht gedrängt in Claras Hütte, weil sich dort unsere Werkzeuge befanden. Es herrschte eine dicke, von Feuchtigkeit schwangere Luft. Der kleine, aus Lehm errichtete Herd Claras reichte gerade, um das Essen zu kochen, vermochte uns allerdings nicht zu wärmen. Der Hauptgrund dafür: die frischen Hölzer brannten einfach nicht und Holz trocknen war eine mühsame Angelegenheit, weil die fetten Hundertfüßler zum Trocknen ausgelegtes Holz, Moos, Gras oder Reisig einfach wegputzten. So mussten wir relativ trockene Moose suchen und oben im Geäst aufhängen. Wenn es nicht gerade regnete, konnte man damit Feuer anzünden. Hatte man erst einmal ein tüchtiges Feuer, brannten schließlich auch frische Hölzer- aber es qualmte und war mühsam. Mit einem Wort: In der Hütte war es ungemütlich!

Ich packte mir ein Cape aus dem Leder der kleinen Flugsaurier, verließ unsere Behausung und kletterte auf das Dickicht in unserer Nähe, spannte das Cape auf und fror ein Bisschen vor mich hin. Nicht lange danach kuschelten sich mein Tellerauge und Fauch, die Pantherdame, an mich. Letztere legte ihren Kopf auf meine Schulter, schnurrte und schlief schließlich. So erlebte ich einen Vorgeschmack auf die kühlere Jahreszeit, die irgendwann endgültig anbrechen würde.

Hier am See würden wir keine Chance zum Überleben haben. Wir mussten unbedingt Pelztiere erlegen und uns eine geräumige, gut isolierte und beheizbare Hütte bauen. Das Problem mit dem Feuer musste besser gelöst werden und wir brauchten Nahrungsvorräte, die sich sehr lange Zeiten halten mussten, ohne dass Bakterien oder Hundertfüßler allzu viel davon vernichteten.

Ich überlegte mir, dass jener kochende See in der Berglandschaft, den wir bei unseren Ausflügen in die Lüfte gesehen hatten, das Wärmeproblem für uns lösen könnte.

Der salzhaltige Boden darum herum würde uns die Hundertfüßler und die Bakterien vom Leib halten. Es blieb eigentlich nur das Problem, dorthin zu gelangen. Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass Clara, Talrin und ich die Drachen darum bitten konnten, uns dorthin zu fliegen. Die Tatsache, dass wir alle drei "Woschats" waren, nährte bei mir die Befürchtung, dass die fliegenden Festungen andere Menschen unterwegs mit Proviant verwechseln könnten. Vielleicht würde es so gehen, dass immer ein Woschat mitflog. Wahrscheinlich wäre es von der Last am besten, Talrin jeweils mitzuschicken.

Ich kletterte also aus meinem luftigen Versteck und ging wieder zu den anderen. Es herrschte immer noch "dicke Luft". Jeder arbeitete an irgendetwas, ohne dass nennenswerte Erfolge zu sehen waren.

"Hört mal her, Leute!" sagte ich laut und mit möglichst festem Tonfall. Tatsächlich richteten sich alle Augenpaare auf mich. "Wir müssen hier weg, bevor uns der Geist des Nordens und der Todeshauch der Nieselmonster vertreiben oder umbringen. Die Nieselmonster, die aus dem See in alle Winkel unserer Wohnungen eindringen, werden alle Vorräte verfaulen und verschimmeln lassen. Wir brauchen Salz, und wir brauchen Wärme. Die Monster der Lüfte haben uns einen "kochenden See" gezeigt. Wohl nicht ohne Grund; denn dort gibt es Wärme, Salz und einen felsigen Boden, der uns die Würmer vom Leib hält (die fetten, gefräßigen Hundertfüßler). Die Landschaft enthält dort einen Streifen offenes Land oder lichten Wald ohne dieses hier herrschende Dickicht, so dass wir erfolgreich jagen können."

"Wie sollen wir dorthin kommen?" fragte Jakat. "Eine Möglichkeit ist Hangeln und Klettern! Also so, wie ihr hierher gekommen seid." entgegnete ich. "Allerdings gibt es noch eine Möglichkeit, die euch Angst machen wird, aber sie ist die schnellste Methode."

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