Zeit-Myzel, Seite 91

Ich berichtete von unseren Flügen mit den Monstern der Lüfte, wie der Stamm die Drachen nannte, die eine beachtliche Last mitführen konnten. Wir wussten inzwischen, dass die Drachen mit zwei Erwachsenen und Proviant starten konnten. Bei dem häufigen Sonnenwetter konnten die Flugechsen damit den ganzen Tag fliegen. Sie segelten von einem Thermik-Schlot zum nächsten, indem sie sich in den aufsteigenden Winden zunächst ins Blauviolett des Himmels schraubten. Dann machten sie einen Gleitflug zum nächsten Schlot. Wie sie diese Schlote fanden, war mir in vielen Fällen ein Rätsel - aber die Sache funktionierte ausgezeichnet.

Ich zeigte unsere aus Seilen hergestellten Hängegestelle. Tagong sagte schließlich: "Ihr seid Woschats! Aber uns würden die Monster unterwegs aufessen". "Gewiss", gab ich zu, "aber ich denke, dass, wenn ein Woschat, also vorzugsweise Talrin, wegen des geringeren Gewichts, jeweils mitkommt, dann werden die Monster der Lüfte euch nichts tun. Ich denke mir die Sache so, dass wir zunächst kurze Flüge unternehmen, um zu sehen, was passiert. Also werden Tagong und Talrin ausfliegen, sobald das Wetter dies zulässt. Gleichzeitig werde ich mit dem zweiten Monster in der Luft sein. Wir werden über dem See fliegen. Sollte ein Angriff auf Tagong wider Erwarten erfolgen, dann müsst ihr aus dem Geschirr aussteigen und in den See springen. Passt dann aber auf, dass ihr mit dem Kopf oder den Füßen auf dem Wasser aufkommt, sonst tut's weh! Ich werde dafür sorgen, dass ihr nicht gefressen werdet. Die anderen verteilen sich so am Ufer, dass sie notfalls mit Pfeil und Bogen zu Hilfe kommen können. Die übrigen Tiere halten den Helfern den Rücken frei".

Ich sah, wie es in Tagong, der sich den Zweitnamen 'Manman' gegeben hatte, arbeitete. Bei seinem jüngeren Bruder Helun leuchteten die Augen.

Wenn ich die beiden richtig einschätzte, dann würde Tagong pflichtgemäß handeln, und Helun würde voller Begeisterung mit Talrin um die Wette fliegen. Wahrscheinlich würde Helun derart mit den Drachen vertraut werden, dass er sogar alleine würde fliegen können, ohne gefressen zu werden. Ich wusste noch nicht, wie ich die kritische Haltung von Jakat, Tagong und eventuell Zitrok überwinden sollte. Es kam darauf an, dass auch die normalen Menschen keine mentale Schranke aufrechterhielten, die sie den Drachen fremd erscheinen lassen musste. "Fremd" bedeutete in diesem Zusammenhang: Futter.

Leider mussten wir auf den nächsten sonnigen Tag drei weitere Tage warten, in denen uns die Nieselmonster das Leben vergällten. Die guten Fleischvorräte fingen am dritten Tag an, erbärmlich zu stinken, so dass nicht einmal die Drachen davon essen wollten. Also haben wir Menschen es schweren Herzens den 'Würmern' (also den gefräßigen Hundertfüßlern) überlassen. An diesem Tage riskierten wir auch nicht, Hundertfüßler zu essen.

Zum Glück brach am Tag darauf die Sonne durch und verwöhnte uns mit Wärme und Trockenheit - jedenfalls nach einigen Stunden.

Sommer−Wetter

Aufgeschrieben von Ekkard Brewig am 25. September 2007

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